Trockenruhe
Vorwort
Da Hornfrösche in der Natur unabhängig von Art oder Verbreitungsgebiet teils mehr, teils weniger stark ausgeprägten Regenzeiten und anschliessenden eigentlich lebenswidrigen Trockenperioden ausgesetzt sind, ist es für die Tiere wichtig dies unter Terrarienbedingungen ebenfalls möglichst naturnah zu simulieren. Dazu gehört zum Einen das bereits erwähnte Übersprühen des Beckens bzw. feucht halten des Bodengrundes (=Simulation der Regenzeit), also die bereits besprochenen ganz gewöhnliche Haltungsbedingungen zu erzeugen. Zum Anderen jedoch ist es die Aufgabe des Halters ebenso die Trockenperiode und die damit verbundene Trockenruhe der Frösche sicher einzuleiten und zu kontrollieren.
Da die Regenzeiten und anschliessenden Dürreperioden wichtig für den Biorythmus der Tiere und zur Fortpflanzung gar unabdinglich sind (die männlichen Spermien bzw. die weiblichen Eizellen reifen in dieser Zeit sozusagen heran bzw werden fruchtbar), sollte jeder Halter sich auch an die aus menschlicher Sicht zugegebenermaßen "wenig spannende" jedoch nötige Simulation der Dürre halten und seinen Frosch somit auch in Gefangenschaft in die Trockenruhe schicken. Dabei vergräbt sich der Frosch tief ins Bodensubstrat und bildet mit einsetzender Trockenheit eine Art "Schutzkokon" aus Schleim und abgestorbener Haut um sich so vor dem Austrocknen zu schützen. An dieser Stelle sei noch gesagt das adulte Schmuckhornfrösche nicht selten von ganz alleine in die Trockenruhe gehen und sich teilweise sogar ohne vorheriges Einleiten durch Abtrocknen und Abkühlen des Terrariums vergraben und erstmal 2-6 Monate abtauchen um dann eines Tages plötzlich wieder aufzutauchen und hungrig durch das Becken zu jagen.
Die Trockenruhe in der Natur
Während der Trockenruhe fahren die Tiere ihren Stoffwechsel nahezu komplett herunter, Organe (z.B. der Darm) verkleinern ihre Oberfläche und die Tiere stellen die Nahrungsaufnahme und somit die Energiezufuhr komplett ein. Dazu vergraben sie sich bei einsetzender Dürreperiode tief in den Waldboden und bilden oben erwähnten Schutzkokon um sich so vor dem Austrocknen zu schützen. So verharren die Tiere also nun in bis zu einem halben Meter Tiefe im Erdreich über den gesamten Dürrezeitraum, welcher je nach Witterungsbedingung und Verbreitungsgebiet wenige Wochen bis hin zu mehreren Monaten dauern kann. Erst bei endlich wieder einsetzenden Regenfällen kehrt langsam wieder Leben in die Tiere, sobald der Regen im Erdboden versickert und so ihren "unterirdischen Ruhebereich" umspült und die Frösche so Stück für Stück "aufweicht". Nach kurzer Akklimatisierungsphase nehmen sie dann ihre normalen Aktivitäten wieder auf und nehmen wieder erste Nahrung zu sich. Nun erreicht auch der Darm wieder seine Normalgröße und die Nahrung kann energiebringend verdaut werden.
Die Trockenruhe im Terrarium
Um die für eine erfolgreiche Trockenruhe benötigten relativ niedrigen Temperaturen (~ 15°C) gewährleisten zu können empfiehlt sich die "jahreszeitliche Verschiebung" eben dieser in "unseren heimischen Winter", wir holen uns aus Froschsicht also quasi mitten im Winter den Sommer (=Dürre) ins Haus . Prinzipiell ist dies jedoch kein Muss und man kann sie legen wie man möchte solange man eben die geforderten, recht kühlen Werte dann noch erreicht. Im (Hoch-) Sommer eine Trockenruhe durchzuführen wäre also keine sonderlich gute Idee, es sei denn man verfügt über einen dauerhaft kühlen Kellerraum oder einen extra für diese Zwecke eingerichteten Kühlschrank o. ä.
Wir gehen zur Einleitung der Trockenruhe wie folgt vor:
Mitte/Ende November (je nach Witterung und Aussentemperaturen) fahren wir die Temperatur in den Terrarien der Schmuckhornfrösche langsam und Schritt für Schritt auf ca. 15°C herunter und stellen das Füttern ein. Um sicherzustellen, dass auch wirklich alle Tiere ihren Darm komplett entleert haben (Grund: Eventuelle Nahrungsreste könnten sonst im Körper in Zersetzung übergehen was den Tod des Frosches zur Folge hätte) kann man, sofern man unsicher ist oder im Terrarium keinen Kot entdecken konnte, die Tiere in ein lauwarmes Wasserbad setzen bis sie dort ihren Kot ablassen. Nun verkürzen wir nach und nach die Beleuchtungszeit (ergo die Wärmezufuhr) und stellen das Übersprühen der Terrarien komplett ein so dass das Substrat langsam bis auf den Behälterboden austrocknet. Wir nutzen in dieser Zeit einen kleinen Abstellraum in den wir die Froschterrarien kurzerhand überführen als "Trockenruheraum" da dort zu dieser Jahreszeit ideale Temperaturen von konstanten 14-16°C vorherrschen. Die Frösche reagieren spätestens jetzt recht schnell mit komplettem eingraben was uns als Halter wiederrum aufzeigt das wir bis hierhin schonmal alles richtig gemacht haben. Auf diese Art und Weise gönnen wir den Tieren die nächsten 2-3 Monate absolute Ruhe und haben praktisch keine weiteren pflegerischen Aufgaben ausser der ab und zu erfolgenden Kontrolle bzw Sichtung der Behälter, um zu schauen ob alles soweit in Ordnung scheint. Zu erwähnen wäre hier sicher noch das auch die Wasserschale während der gesamten (!) Trockenruhe entfernt wird.
Ende Februar/Anfang März kommt dann endlich der große Moment und wir machen uns langsam ans "Auftauen" bzw Aufwecken der Tiere indem wir Stück für Stück die Beleuchtung wieder anschalten bzw. verlängern und somit die Temperatur wieder langsam auf ein normales Niveau anheben. Gleichzeitig beginnen wir auch wieder die Becken täglich zu übersprühen und das Bodensubstrat wieder langsam zu befeuchten um dann bei wieder fast normalen Werten durch gießen kleinerer Wassermengen nach und nach den Bodengrund derart zu durchnässen dass die Frösche aus ihrer Trockenruhe erwachen und langsam beginnen ihren normalen Aktivitäten wieder nachzugehen sowie erste Nahrung zu sich zu nehmen. Erfahrungsgemäß verlieren gesunde Tiere während der doch recht lang anhaltenden Trockenruhe nur wenige Gramm ihres Gewichts, dennoch füttern wir gerade die erste Zeit etwas mehr um die Frösche ein wenig "zu powern" und sie so für die nun bald anstehende Paarungszeit bzw. unsere gezielten Zuchtversuche vorzubereiten und eventuellen kannibalistischen Attacken während der Paarung vorzubeugen.